Das Wort Religion kommt vom griechischen «religio» und bedeutet «Rückbindung». Religion bindet den Menschen an Gott, den Ursprung und das Ziel des Lebens. Das Wort Glaube kommt vom griechischen «pistis» mit der Bedeutung «Treue, Vertrauen».
Ursprünglich gemeint war also nicht das unbestimmte «Ich weiß nicht», sondern im Gegenteil: «Ich verlasse mich auf…, ich binde meine Existenz an…, ich bin treu zu… ». Treue, Vertrauen, feste Bindung, wer würde sich das nicht wünschen? Einen Glauben zu haben, der begleitet, trägt und stärkt?
Die Kehrseite der Medaille
Wie in vielen anderen Bereichen gibt es auch hier eine Kehrseite. Im Namen von Glauben und Religion sind bereits unzählige Kriege ausgefochten und abertausende Menschen getötet worden.
«Der Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig» heisst es in der Bibel im 2. Korintherbrief, Vers 6. Es macht einen entscheidenden Unterschied, ob Glaube von starren Dogmen geprägt ist oder ob er lebt und sich von der Beziehung zu Gott nährt! Die «religio» (Rückbindung) soll von Gottes Geist geprägt sein und darf nicht zur Fessel oder gar zur Geissel werden!
Gottesbilder
Die Ausübung von Glauben und Religion hängt vom jeweiligen Gottesbild ab. Gottesbilder haben wir alle, ob bewusst oder unbewusst. Wichtig ist, dass wir wissen, dass es eben nur Bilder sind und nicht die reine Wirklichkeit.
Ein Gottesbild ist mit einem Kleid vergleichbar, das von jemand getragen wird. Das Kleid darf nicht verwechselt werden mit der Person, die es trägt.
Dieser Vergleich lässt sich sogar noch weiter spinnen. «Kleider machen Leute» sagt ein bekanntes Sprichwort. Wie ich von Gott denke, so verhalte ich mich ihm gegenüber auch.
Stelle ich ihn mir als einen guten Vater vor, wie er in der biblischen Geschichte (Lukasevangelium 15, ab Vers 11) beschrieben wird, kann ich ihm eher vertrauen, als wenn ich ihn als strengen Weltenrichter sehe, der nur darauf wartet, Fehler entdecken und bestrafen zu können.
Oder ist er in meiner Vorstellung ein schwerhöriger sehbehinderter und seniler Greis, dem sämtliche Autorität abhanden gekommen ist?
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Die Praxis – Uneinigkeit geprägt durch persönliche Sichtweisen
Das Leben gleicht einer Gratwanderung. Schnell kann man auf die eine oder andere Seite abrutschen. Das gilt auch für den religiösen Bereich. Wir haben gerne «etwas in der Hand», also möglichst viel Kontrolle. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Diskussion zum Thema Sterbehilfe. Es gibt Menschen, die unbedingt selbst bestimmen wollen, wann ihr Leben beendet sein soll und andere «wissen» ganz genau, dass das nicht Gottes Wille sein kann.
Wer sucht, der findet
Gott ist letztendlich immer weit mehr, als wir mit unserem Verstand von ihm erfassen können! Er ist weder verfüg- noch kontrollierbar noch in persönlichem Besitz von irgendjemand. Gott will immer wieder neu gesucht und gefunden werden.
© Christliche-Lebensberatung.ch – überarbeitet am 31.10.2019 (ar)
TV-Tipp: Licht & Schatten: Am Glauben verzweifeln
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