«Ich konnte es nicht recht einordnen»
«Es geschah im Sommer 2011»
F.: «Am Abend zuvor fühlte ich mich nach dem Training irgendwie unwohl. Ich konnte es nicht recht einordnen – einerseits fühlte es sich so an, wie ich krank werden würde und doch auch wieder nicht. Es folgte eine unruhige Nacht und ich erwachte in den frühen Morgenstunden mit einem starken stechenden Schmerz in der rechten Brust. Es war eine mir unbekannte Situation und ich fragte mich, ob es das Herz sein könnte. Angst verspürte ich keine.
Herzinfarkt: wissen, statt verdrängen.
Mir war schwindlig, ich musste mich übergeben und kalter Schweiss ergriff mich. Da die Schmerzen und das Unwohlsein nicht nach liessen, entschied ich mich, meinen Sohn, der angehender Arzt war, zu wecken. Er stellte mir entscheidende Fragen und verabreichte mir Aspirin (= Blutverdünner). Die Anwesenheit meines Sohnes war für mich emotional sehr wichtig und gab mir Sicherheit. Wir wägten den Risiko- und Zeitfaktor ab: sollen wir die Ambulanz rufen oder selber ins Spital fahren und damit Zeit gewinnen? Denn mit Verdacht auf Herzinfarkt sollte man jede Anstrengung vermeiden.
Wir entschieden uns dann für die Fahrt mit dem Privatauto ins 5 Min. entfernte Regionalspital. Dort wurde mir Morphium und Glyzerin verabreicht. Zur genaueren Abklärung überwies man mich ins Inselspital Bern. Erst auf dem Weg dorthin wirkte das Morphium endlich und der Schmerz liess langsam nach. In Bern bestätigte man mir erstmals, dass es tatsächlich ein Herzinfarkt war. Ich war in guten Händen, wurde laufend informiert und sogleich auch operiert.» (F. = Name der Redaktion bekannt)
Der Herzinfarkt: Zeit, um sein Leben neu zu überdenken
F. ist dankbar, dass er den Herzinfarkt überlebt hat. Er wäre nicht bereit gewesen, jetzt schon gehen zu müssen. Obwohl verankert in seinem Glauben, wisse er, «wohin» er gehöre. Um sich selbst mache er sich keine Sorgen, aber was wäre mit seiner Familie? Nach solch einem Ereignis, sagt F., suche man nach Antworten. Nicht wie es einige Leute als «Schuss vor den Bug» bezeichnen, empfand er seine Situation als «fürsorglichen Akt von Gott».
Der Herzinfarkt sei ein Moment gewesen, der es ihm erlaubte, sein Leben neu zu überdenken und gewisse Dinge zu ändern. So hat er Gott auch nie Vorwürfe gemacht, wieso gerade ihm so etwas passiert sei.
Jährlich rund 30‘000 Menschen in der Schweiz erleiden einen Herzinfarkt. Herzinfarkt (Herzinfarkt und/oder Angina pectoris): die Todesursache Nummer 1 weltweit. (Quelle: Swissheart.ch)
Herzinfarkt: Die Gesundheit sollte regelmässig gecheckt werden.
Was geschieht bei einem Herzinfarkt?
Bei einem Herzinfarkt verschliesst ein Blutgerinnsel ein Herzkranzgefäss. Dadurch wird ein Teil des Herzmuskels nicht mehr mit Sauerstoff versorgt und stirbt ab. Je nach betroffenem Gebiet kann eine unmittelbar lebensbe- drohliche Situation entstehen: Der Herzmuskel kann oft nur noch eine verminderte Leistung erbringen (Quelle: Sprechzimmer.ch).
Herzinfarkt Anzeichen – was passiert genau?
So wie es auch F. erlebte, treten Herzinfarkte oft in den frühen Morgenstunden auf. Meistens begleitet mit Anzeichen wie Brustenge-Gefühl, Schmerzen im linken Arm oder Schulter, Halsschmerzen bis zum Unterkiefer, Schwächgefühl, Angst. Häufig auch niedriger Blutdruck. Wobei zu beachten ist, dass bei Frauen die klassischen Anzeichen eines Herzinfarktes wie Schmerzen im Brustkorb oder Engegefühl eher die Ausnahme sind. Frauen haben oftmals eine ungewöhnliche Müdigkeit, anhaltende Schlafstörungen, Kurzatmigkeit, Übelkeit oder Schmerzen im Oberbauch und an Hals und Nacken.
Was tun bei Verdacht auf Herzinfarkt?
Möglichst Ruhe bewahren, den Patienten auf den Boden legen und den Oberkörper so weit wie möglich aufrichten. Enge Kleidungsstücke lockern, den Patienten beruhigen und nicht alleine lassen. Wenn es um Leben und Tod geht: Notruf wählen (Tel. 112), Sanität (Tel. 144) oder falls bekannt: Haus- oder Notfallarzt. (Quelle: Erstehilfe.ch)
Wer ist besonders gefährdet und welche Risikofaktoren sind zu beachten?
Prinzipiell kann jeder Mensch einen Herzinfarkt erleiden. Zu den Risikogruppen gehören Männer zwischen 50 und 60 Jahren und Frauen zwischen 60 und 70 Jahren. Infarkte sind aber auch bei jüngeren Menschen möglich mit folgenden Risikofaktoren: Rauchen, hoher Cholesterinspiegel, Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht. Auch Bewegungsmangel und familiäre Veranlagung spielen eine Rolle.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, spätestens ab 50-jährig regelmässig einen Gesundheitscheck beim Arzt machen zu lassen.
Einen Arzt aufzusuchen empfiehlt sich auch, wenn einen der sportliche Ehrgeiz packt, nachdem man über längere Zeit nicht aktiv war.
Der Blutdruck sollte regelmässig überprüft werden.
Bei Frauen ist die Einnahme der Antibabypille, insbeson- dere im Zusammenhang mit Rauchen, ein weiteres Risiko. Zusätzlich ist die Menopause eine kritische Phase, da die Frau mit dem Beginn der Hormonumstellung ihren Östrogenschutz verliert und sich damit das Infarktrisiko erhöht. (Quelle: Mofilm.de)
Auch seelische Nöte sind nicht zu unterschätzen: Trauernde haben ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Die zunehmende Zahl von Stresshormonen, eine stärkere Blutgerinnung sowie Schlaf- und Essstörungen sind nur einige Gründe dafür (Quelle: n-tv.de). Im weiteren fördert eine sinnvolle Tätigkeit und das Gefühl «des Gebrauchtwerdens» die Gesundheit. Peter Neururer, ehemaliger Trainer des MSV Duisburg und Ex-Bundesligatrainer, erlitt im Juni 2012 einen Herzinfarkt. Er war überzeugt, hätte er einen Job gehabt, wäre das nicht geschehen. Das «nicht gebraucht werden» belaste ihn: «Wenn ich Arbeit habe, ist das für mich wie Urlaub.» (Quelle: Spiegel.de)
In der Rehabilitationsphase nach einem Herzinfarkt erhält der Patient wichtige Informationen.
Zurück in den Alltag nach einem Herzinfarkt
Ein Herzinfarkt ist ein einschneidendes Erlebnis. Man wird sich bewusst, dass das Leben endlich ist. Nach der akuten Phase des Infarktes schliesst sich meist eine Anschlussheilbehandlung zur Rehabilitation an. Dort erhält der Patient wichtige Informationen und es bietet sich die Gelegenheit, sich mit der Krankheit und ihren Folgen auseinanderzusetzen. Wie lange es dauert, bis man nach einem Herzinfarkt seinen üblichen Aktivitäten wieder nachgehen kann, ist von verschiedenen Faktoren abhängig: Die Art der Behandlung und welches chirurgische Verfahren angewendet wurde spielen eine Rolle.
Nach einer Bypass-OP kann die Erholungszeit bis zu 12 Wochen dauern. Bei Stent- und Ballon-Therapien ist die Rekonvaleszenz um einiges kürzer, manche können ihren Routineaktivitäten bereits nach 1 Woche wieder nach- gehen. Zu beachten ist aber, dass für körperlich schwere Arbeiten mehr Geduld gefordert ist. Der Arzt wird jedem Patienten individuelle Empfehlungen mit auf den Weg geben. Regelmässige Kontrollen und Beratung durch den Arzt sind wichtig (Quelle: medtronic.de).
Die hier aufgeführten Informationen ersetzen nicht den Arztbesuch!
«Knapp am Tod vorbei» titelte der Blick, nachdem Ruedi Josuran im Juni einen Herzinfarkt erlitten hatte. Als Betroffener spricht der Moderator mit dem Herzchirurgen Thierry Carrel und dem Lebensberater Ernst Bai über das Herz als Körperorgan und als Sitz der Seele.
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© Christliche-Lebensberatung.ch – überarbeitet 20.2.2020 (ar)