Herausforderung Schulferien

Alle paar Wochen oder Monate ist es wieder soweit und es stehen Schulferien an. Es gibt Eltern(teile) – oft sind es Mütter – die geniessen diese besondere Zeit: Wie schön, dass dann nicht alle ständig «zur richtigen Zeit am richtigen Ort» sein müssen. Man kann ausschlafen und sich für alles schön Zeit nehmen. Andere hingegen sehen diesen langen Wochen mit Bangen entgegen. Kinderbetreuung rund um die Uhr. Viel räumliche Nähe und vielleicht viel Stress und viel Streit in der Familie. Der eigene Freiraum kommt zu kurz und die Nerven werden dünn und dünner. So weit soll es nicht kommen! Raus aus dem Hamsterrad und ab in die Ferien. Es muss nicht immer gleich das Meer sein. Warten in überfüllten Flughäfen, braten an glühend heissen Stränden. Auch in der Schweiz gibt es überall bezaubernde Orte. Über Familienferien und das «Andere».

Die Themen im Überblick:

Familienferien, Herausforderung und Entspannung zugleich.

Familienferien, herausfordernd und entspannend zugleich.

Ferien im Familienhotel

Für Familienferien kann man schnell viel Geld ausgeben. Muss man aber nicht. Es gibt auch Hotels mit Familienzimmern und Etagenküchen, wo man sich seine Mahlzeiten selbst zubereiten kann. Die Kinder können sich auf der Spielwiese oder im Schimm- oder Planschbassin austoben. Mit anderen Kindern, die sie dort kennenlernen oder mit Verwandten oder Freunden, mit denen man angereist ist.

Beziehung ist der «Stoff», der den Menschen innerlich nährt.

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Familienferien im Tessin im Hotel Paladina Pura

Christliche Ferien im Hotel Paladina, Tessin

Familie heute

Das klingt alles sehr idyllisch, ist aber längst nicht immer ein Fall. Viele Familien sind heute ziemlich auf sich allein gestellt. Grossfamilien, wo man grundsätzlich gemeinsam unterwegs ist, gehören in unserer Kultur nahezu der Vergangenheit an. Dagegen ist nichts einzuwenden und es hat durchaus seine Vorteile. Und doch ist der Mensch ein «Gemeinschaftstier».

Ohne die Nähe zu anderen Menschen – die einen brauchen mehr, andere weniger – würden wir verkümmern.

Unser zunehmender Individualismus hat mittlerweile zur Folge, dass gewisse zwischenmenschliche Fertigkeiten nicht mehr ganz natürlich von einer Generation auf die nächste übergehen. Beispielsweise ganz simpel, wie man mit Babys umgeht. Viele frischgebackene Grosseltern befinden sich im Arbeitsprozess und/oder wollen keine zusätzlichen Verpflichtungen eingehen. Junge Paare sind dann mit ihren Säuglingen in weiten Teilen sich selbst überlassen. Da kann es schon vorkommen, dass gewisse soziale Kompetenzen auf der Strecke bleiben.

Familiäre Beziehungen: das A und O des Menschseins

Zwischenmenschliche Kompetenzen lernen wir Menschen am Modell, d. h. direkt voneinander. Frage:

  • Wie viele Säuglinge beispielsweise betreuen junge Menschen mit, bevor sie eigene Kinder bekommen?
  • Mit wie vielen Schulkindern machen sie Hausaufgaben?

In unserer hektischen, kopflastigen und wirtschaftsorientierten Zeit droht das Zwischenmenschliche allmählich zu verkümmern. Gleichzeitig werden immer mehr Psychopharmaka verschrieben. Auch an Kinder und Jugendliche. Keine gute Entwicklung.

Ohne tragende Beziehungen verliert das Leben in jedem Alter schnell seinen Lebenswert. Und genauso sind es Beziehungen, die zu heilen vermögen. Angefangen mit einer wertschätzenden Beziehung zu sich selbst. Leider werden Beziehungsdefizite häufig durch Konsum, Besitz, Status und Macht kompensiert, was die Lage jedoch nur verschlimmert.

Familienferien sind eine Chance, das Mitgefühl zu fördern.

Familienferien sind eine Chance, das Mitgefühl zu fördern.

Entwicklung von Mitgefühl in der Familie

In seinem Buch «Der Verlust des Mitgefühls» beschreibt der deutsche Psychologe, Psychoanalytiker und Schriftsteller Arno Gruen sehr eindrücklich, wie in unserer modernen Zivilisation die Fähigkeit zu echtem Mitgefühl fortlaufend abnimmt.

Der Ursprung dafür liege schon in der frühesten Kindheit. Ein Neugeborenes sucht bereits aktiv die Kommunikation mit seinen Bezugspersonen. Und genauso die Interaktion.

Wird es darin nicht verstanden, gerät es in grosse Hilflosigkeit. Gruen erklärt auch, warum Bindung nicht zwangsläufig Beziehung bedeutet. Kinder binden sich immer an ihre Eltern, sie können gar nicht anders. Biologisch gesehen hängt ihr Überleben von ihnen ab. Beziehung jedoch erfordert ein aufeinander Eingehen und das ist im Zusammenhang mit der Kindererziehung nicht immer der Fall.

Wir Erwachsenen zeigen in der Regel dem Kind, wie das Leben funktioniert. Unser Leben.

Die Welt der Kinder wird dabei nicht immer so ganz ernst genommen. Dabei sind Kinder dem Leben noch sehr nah. Die folgende Tatsache mag realitätsfern anmuten, doch ein gewisses Naturvolk beispielsweise trifft keine grösseren Entscheidungen, ohne dass auch die Kinder einverstanden sind. Sie wissen, dass Kinder eine innere Weisheit besitzen, auf die man hören soll.

Die Chance von Familienferien

Kommen wir zurück zu unseren Schulferien. Diese können eine grosse Herausforderung bedeuten.

Und sie beinhalten auch die Chance, uns einmal ganz offen auf unsere Kinder einzulassen und unvoreingenommen Zeit mit ihnen zu verbringen.

Vielleicht ein bisschen so, als wären wir selbst noch eins. Sei es, wie bereits beschrieben, in einem Familienhotel, oder auch ganz simpel in der näheren oder weiteren Umgebung.

© christliche-lebensberatung.ch, 10.4.2024, Autorin: Tabea Räber