Christlicher Glaube – woran orientieren wir uns?
Auf der Suche nach Anleitung: Den christlichen Glauben entdecken, ist das eine. Ihn konkret leben, das andere. Woran können wir uns orientieren? Wie können wir unser Leben nach christlichen Werten gestalten? Was sind die Spannungsfelder und was die Lösungsansätze?
Wer als Christ leben will, sucht nach Weisungen und Tipps. Anlaufstellen dafür sind der Gottesdienst, die Bibel, Mitchristen oder Berichte und Porträts in Zeitungen oder Radiosendern wie Life Channel, die Glaubende porträtieren und Kurz-Inputs anbieten.
Christlicher Glaube: Auf der Suche nach motivierenden Perspektiven.
Gottesdienst – live oder online
Gemeinsam vor Gott kommen, Lieder singen, eine Predigt hören, gemeinsames Gebet und anschliessend mit anderen austauschen, wie diese den Alltag und Gott erleben. Gemeinsam mit der gleichen Überzeugung unterwegs sein. Beziehung leben, teilen, auftanken.
Der Gottesdienst bedeutet geistliche Heimat, deren Gestaltung und Haltung, je nach Prägung der Kirchgemeinde, unterschiedlich gelebt wird.
Die Digitalisierung hat ermöglicht, dass man den Gottesdienst oder eine Online-Predigt auch von zu Hause aus mithören kann. Insbesondere für kranke Menschen ist dieser Service sehr wertvoll.
Die Bibel: Tipps mit viel Gestaltungsspielraum
Gottes Wort wird sie auch genannt.
Sie liefert konkrete Angaben und erlaubt zudem viel Spielraum, für das Glaubensleben.
Sie ist eine wichtige Anlaufstelle zu Glaubensfragen. Herausfinden, wie Gott sich zu verschiedenen Themen stellt. Suchen nach Antworten zu persönlichen und aktuellen Fragen, geschrieben in einer anderen Zeit, anderen Kultur, doch von Menschen wie du und ich. Menschen, die ihre persönlichen Eindrücke und Erlebnisse mit Jesus Christus, Gott und dem Heiligen Geist schriftlich festgehalten haben.
Die Bibel – Orientierung und Quelle für Gottes Kommunikation.
Medien, Literatur: Christliche Werte übersetzen in die heutige Zeit
Christliche Werte verständlich in die heutige Sprache und Kultur übersetzen. So ungefähr würde ich die Aufgabe von christlichen Medien, wie zum Beispiel Radio Life Channel, definieren.
Christliche Botschaft in einem zeitgemässen Kleid, damit sie von heutigen Menschen verstanden werden kann.
Aktuelle Themen mit dem Bezug zur Bibel betrachten. Menschen, die sich nach christlichen Werten orientieren in Radio-Sendungen zu Wort kommen lassen. Denn Verständlichkeit fördert das Interesse.
Spannungsfelder: Auslegungsverschiedenheiten
Theologie ist Schulung, die hilft, christliche Werte überzeugend und praktisch zu vermitteln. Nur ist man sich bei gewissen Aussagen der Bibel nicht immer einig. Je nach Theologe gibt es unterschiedliche Meinungen und Auslegungen. Im Interview der Berner Zeitung «Manche Freikirchen sind für denkfreudige Menschen zu eng» mit Matthias Zeindler, landeskirchlicher Bereichsleiter Theologie (BZ 07.02.2012 – Bernerzeitung.ch) wird dieses unterschiedliche Verständnis offen thematisiert.
Mir fällt auf, dass Christen, die «Gott genau kennen» und immer wieder seine Grösse betonen, ihn gleichzeitig eher unflexibel und klein darstellen. Da ist kein Raum zwischen den Buchstaben.
Dies wird mit dem «schmalen Weg» und der Warnung vor der «bösen Welt» begründet. So bleibt wenig Lebens- und Entwicklungsspielraum. Auch entsteht oft Druck in Sachen Mitarbeit, Umgang mit anders denkenden Menschen und wie man den christlichen Glauben zu leben hat. Ein Christ «macht dies, lässt das». «Es braucht wieder mehr Christen, die öffentlich zu ihrem Glauben stehen». Mehr Druck geht fast nicht mehr … Druck aber lähmt!
Unser Gottesbild hat einen grossen Einfluss auf unser Verständnis von biblischen Aussagen.
Das Gottesbild nimmt Einfluss auf das Verständnis
Jeder Mensch ist einzigartig, hat seine eigenen Sichtweisen und empfindet diese als Wahrheit, als richtig. So entstehen unterschiedliche Auslegungen.
Das darf sein. Wenn andere Meinungen respektiert und ernstgenommen werden. Religiöse «Klarheit» fördert zwar keine unangenehmen Fragen, dafür jedoch abhängige Mitglieder. Vor allem labile Menschen orientieren sich leicht an subjektiven, vielleicht gar manipulierenden Aussagen. Was ist falsch daran? Klare Aussagen helfen labilen Menschen, zumindest für eine bestimmte Zeit, sich zu orientieren.
Kommt dazu, dass es als Kirchgemeinde wichtig ist, eine für die Öffentlichkeit verständliche Richtung einzuschlagen. Verständlichkeit hilft einzuordnen. Schafft Vertrauen.
Der Unterschied liegt im Ursprung und Ziel dieser klaren Botschaften. Wer Menschen bewusst (oder unbewusst …) manipuliert, wer abhängig macht, der schadet. Abhängigkeit zu fördern, kann sich in Krisensituationen plötzlich als Bumerang erweisen. Als Ziel muss klar Eigenständigkeit gelten.
Eigenständigkeit heisst, eine Vielfalt von Meinungen respektieren zu können, ohne sich angegriffen zu fühlen. Dies fördert letztendlich die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
Andreas Räber, GPI®-Coach, Wetzikon, ZH
© Christliche-Lebensberatung.ch – überarbeitet am 12.3.2020 (ar)
Videotipp: Am Glauben verzweifeln
Christen gelten oft als diejenigen, welche auf alles eine Antwort haben, immer glücklich sind und alles bedingungslos glauben, was in der Bibel steht. Und das kann manchmal besserwisserisch, nervig und naiv wirken. Kritische Fragen oder Zweifel sind nicht erlaubt — ist das wirklich so? Wir gehen diesem Klischee nach.