Weihnachten versus Corona: verdrängen oder hinschauen
Das Jahr 2020 hat es in sich. Auf einmal kam Corona auf den Plan. Mit Unbekanntem tun wir uns schwer. Bis wir bereit sind, hinzusehen, zu reflektieren und zu handeln.
Da liegt sie wieder vor uns, die dunkelste Zeit des Jahres. Die Zeit, die einige am liebsten überspringen möchten. Andere hingegen lieben sie. Weihnachten verbinden wir oft mit unseren Erinnerungen an die Kindheit. Vielleicht mit der Sehnsucht nach einem verbindenden Gott. Oder auch mit der Anklage an einen Gott, der uns fern ist. Weihnachten kann herausfordernd wie auch stärkend sein.
Das Jahr 2020 wird niemand so schnell vergessen. Da kam dieses Virus still und leise, das sich tief in unser System eingearbeitet und darin verankert hat. Es zeigte ein vielfältiges Gesicht. Dadurch hat es unser soziales und berufliches Leben völlig auf den Kopf gestellt. Vertrautes und als gegeben geglaubte Sachverhalte bröckeln. Wir fühlen uns desorientiert und hängen in der Luft.
«Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.»
Der englische Popsänger John Lennon (Beatles) trifft es mit seinem Zitat auf den Punkt.
Leben gestalten? Ja, gerne. Doch Leben geschieht manchmal ganz anders …
Weihnachten: Plötzlich steht die Welt auf dem Kopf
Von Weihnachten erfuhren wir in erster Linie durch die Bibel. Der biblische Bericht erzählt uns von Jesus Christus, der als Gottes Sohn auf diese Welt kam, um uns Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu bringen. Still und leise, als Kind zweier unscheinbarer Menschen (Maria und Josef), wuchs er in einfachen Verhältnissen auf. In der damaligen Machtkultur stellte er vieles auf den Kopf und das bestehende System der römischen Herrschaft infrage. Das verlangte nach Veränderjng. Veränderung setzt die Bereitschaft zum Umdenken und zum Verlassen des Alltagtrotts voraus.
So sehr wir den Alltagstrott manchmal hassen, dieses Jahr hätten wir ihn uns oft zurückgewünscht. Dass alles wieder beim Alten ist. Wenn wir etwas nicht mehr haben, spüren wir nachträglich oft eine innere Wertschätzung.
Und doch möchten wir uns weiterentwickeln. Einfach nicht zu schnell und gerne mit möglichst viel Kontrolle…
Verdrängen oder hinschauen
Die Corona Pandemie hat uns aufgezeigt, dass viele Veränderungen, die wir vorher als unmöglich abgetan haben, eben doch möglich sind (Bsp. Klimawandel). Plötzlich geht arbeiten von zu Hause aus und manche Schweizer BürgerInnen entdecken, dass Ferien im Heimatland viel Überraschendes zu bieten haben.
In kurzer Zeit so vielen Veränderungen ausgesetzt zu sein, schmerzt. Zumal vielen von uns die Existenz unter den Füssen weggezogen wurde.
Und immer wieder werden Stimmen laut, die eine schwierige Zukunft voraussagen.
Schwierige Zeiten werden noch schwieriger, wenn wir sie zu verdrängen versuchen.
Wenn Veränderung schmerzt
Wir sind «Gewohnheitstiere». Jede Veränderung fordert uns – meistens. Besonders wenn uns Perspektiven und positive Erfahrungen fehlen, uns der neue Weg zu unsicher erscheint oder wir vieles nicht verstehen. Manchmal müssen wir die Komfortzone verlassen und gewisse Dinge neu definieren. Unserem Denken mehr Spielraum eingestehen.
Mit Weihnachten Perspektiven zulassen
Vielleicht können wir etwas von Weihnachten lernen. Es steht sinnbildlich für Hoffnung auf eine neue, andere Welt, die von Empathie und Liebe geprägt ist. Das Leben von Christus ist oft von vielen Fragezeichen begleitet.
Doch seine Art, jeden Menschen gleichwertig zu behandeln und auf Unrecht nötigenfalls offen hinzuweisen, überzeugt.
In vielen Dingen mag er uns fremd sein. Was wir nicht selbst erlebt, gesehen oder geschmeckt haben, können wir uns schlecht vorstellen. Das wird vielleicht so bleiben, bis wir uns darauf einlassen.
Hinsehen, reflektieren und handeln lohnt sich auf jeden Fall, sowohl bei Corona als auch bei Weihnachten.
© Christliche-Lebensberatung.ch – Andreas Räber – 27.11.2020