Wir werden älter
Unsere Lebenserwartung ist in den letzten Jahrzehnten laufend angestiegen. Ab der Lebensmitte steigen nicht nur die Gesundheitskosten, sondern auch das Bewusstsein, dass es von nun an eher abwärts geht. Mit Abwärts ist unsere Fitness, körperlich und geistig gemeint. Ist jetzt Nahrungsergänzung angesagt? Präventiv wirken, damit wir vital bleiben.
«Ja, ich werde langsamer, ich werde schwächer, ich kann nicht mehr so schnell denken wie noch vor zehn Jahren.»
sagte der St. Galler Soziologe Peter Gross in einem Interview mit dem Tagesanzeiger («Es fehlt noch die Seniorenklappe» – 4.11.2013). Seine Aussage steht für immer mehr Menschen, die immer älter werden.
«Ich kann nicht mehr so schnell denken»
Ich kann nicht mehr so schnell … Das schwindende Tempo ist eines der ersten Signale der biologischen Endlichkeit.
«Und, wie fühlt man sich mit fünfzig?» wurde ich öfters gefragt, als ich diesen Firewall frisch durchbrochen hatte. «Mir fällt nichts auf.» so meine Antwort, «Ausser, dass ein neues Kriterium in meinem Kopf aufgetaucht ist.» Ich nenne es das «Will-ich-mir-das-noch-antun-Kriterium».
Fünfzig: Bis zur Pensionierung dauert es noch 15 Jahre. Zumindest, wenn uns die AHV kein Schnippchen schlägt und wir dann vielleicht bis 70 arbeiten müssen, dürfen. Ich kenne viele aktive Senioren. Etliche davon sind mehr ausgebucht als zu der Zeit, als sie noch angestellt waren.
Bewegung hält fit – Use it or lose it
Der menschliche Körper ist dazu gemacht, dass wir uns bewegen. Das hat mir mein Personaltrainer immer wieder erklärt. Wir Menschen haben etwa 650 verschiedene Muskeln. Viele davon benutzen wir gar nicht, oder sind uns deren Nutzen und Wirkung nicht bewusst.
«Und nun bewegen wir die Zehen. Und zwar immer der Reihe nach.»
Die Forderung meines Trainers scheint mir einfach. Doch dann die Ernüchterung: Ganz gross und ganz klein machen noch mit. Der Rest bleibt ohne Verbindung. Schock. Ich werde alt. Use it, or lose it. Nutze es oder verliere es. Eine Maxime speziell für das Alter. Es geht nicht um Hochleistungssport. Sondern um Wahrnehmung. Um Regelmässigkeit. Denn auch im Alter verliert man an Muskelkraft und damit an Beweglichkeit, wenn sie nicht genutzt werden.
Pensionierung: Einfach sein dürfen
Das Alters- und Pflegeheim
Es gibt Themen im Leben, vor denen schrecken wir zurück. Psychiatrie, Abhängigkeit, Alters- und Pflegeheim. Was wir nicht kennen, fühlt sich suspekt an. Was unsere Freiheit einschränkt, dem weichen wir aus. Bleiben wir beim Alters- und Pflegeheim. «Das letzte Zimmer» ist dazu da, dass wir Pflege rund um die Uhr erhalten, wenn wir es einmal brauchen sollten. Wir kommen in eine Gemeinschaft, die unseren Bedürfnissen angepasst ist. Ein Tagesablauf, der unseren Kräften entspricht. Ein Umfeld, das uns respektiert und die stärker werdende Bremse spürt und wenn nötig kompensiert. Ein Umfeld mit Verständnis. Diese Bedürftigkeit kann in unserem jetzigen Zuhause zu einer Belastung werden.
«Nümme nochemöge. Gäng wie meh vergässe.»
Zeitpunkt zum Umzug ins Altersheim
Der ist für jeden Menschen unterschiedlich. Fitness im Alter bestimmen wir zu einem grossen Teil selbst. Fitness im Kopf auch. Fitness-Life-Balance. Soviel wie nötig, soviel wie möglich. Und der Zeitpunkt? Wenn das so viel wie möglich stark abnimmt und eine Begleitung rund um die Uhr angesagt ist. Oder bereits ein bisschen vorher.
Beispiel eines Alters- und Pflegeheims
Alters- und Pflegeheim Neuhof, Pfäffikon im Zürcher Oberland