Der Tod ist etwas vom Sichersten, das uns im Leben begegnen wird. Was ist gutes Sterben? Ein unvermittelter, schneller, fast unmerklicher Tod oder eine bewusste Zeitspanne der Vorbereitung und des Abschiednehmens? Sterbehilfe – was hilft beim Sterben?
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Diagnose: unheilbar!
Das kann einen überraschend treffen oder man ahnt es längere Zeit bewusst oder unbewusst. Was geschieht, wenn unsere Lebenszeit auf einmal beginnt, absehbar zu werden? Wenn wir oder jemand uns nahe Stehender unweigerlich dem Tod ins Auge blicken? Eine solche Krisensituation bedeutet Erschütterung bis in die Grundfesten unserer Existenz! Wie reagiert man auf dieses Ohnmachtsgefühl und das unentrinnbare Ausgeliefertsein?
Palliativ care respektiert Leben und Endlichkeit
Menschen mit lebensbedrohlichen oder chronisch fortschreitenden Krankheiten benötigen Palliative care (palliare = ummanteln). Palliative care respektiert sowohl das Leben, wie auch seine Endlichkeit. Es berücksichtigt auf Wunsch des Patienten ebenfalls psychische, soziale und spirituelle Aspekte, welche Krankheitsbewältigung, Einsamkeit, finanzielle Nöte, Kinderbetreuung, Sinnfrage,…etc. mit einbeziehen. Der Leidende wird sozusagen wie mit einem Mantel umhüllt, damit er in seinem Elend nicht allein ist.
Ziel: Ein möglichst gutes Leben bis zum Tod
Auch wenn keine Heilung mehr zu erwarten ist, ermöglicht Palliativpflege bei Bedarf rehabilitative, diagnostische und therapeutische Massnahmen, wenn diese zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Ziel ist ein möglichst gutes Leben bis zum Tod. Die Würde eines Menschen ist dabei unverlierbar. Würde braucht einem Menschen weder gegeben, noch kann sie ihm genommen werden. Im Fall von schwerer Krankheit und Schwäche ist sie allerdings sehr verletzlich und muss daher bedingungslos geachtet werden! Dazu gehören:
1. Mitentscheiden, was an Behandlung infrage kommt
Der Kranke muss über sein Leiden und die Prognose informiert sein, wie auch über mögliche Entwicklungen und medizinische Möglichkeiten. So kann er mitentscheiden, was er an Behandlung wünscht oder eben nicht. Er wird angeleitet, eine Patientenverfügung zu verfassen, wenn er das möchte, damit er seinen Willen verbindlich kundtun und/oder eine Vertreterperson bestimmen kann, die in medizinischen Belangen zusammen mit dem Pflegeteam für ihn entscheidet für den Fall, dass er nicht mehr zurechnungsfähig wäre.
2. Optimale Linderung, höchst mögliche Lebensqualität
Bei belastenden Symptomen wie Schmerzen, Atemnot, Übelkeit, Erschöpfung, Angst, Verwirrung, usw. wird optimale Linderung angestrebt, damit der Kranke möglichst gute Lebensqualität erlebt. Weil der Mensch ein Ganzes ist, beeinflussen alle Bereiche einander gegenseitig. Seelisches Leiden oder soziale Probleme verstärken beispielsweise den Schmerz und umgekehrt. Schmerzmittel helfen nicht, wenn ein Mensch spirituell leidet und keinen Sinn mehr sieht.
Um solch umfassende Pflege gewährleisten zu können, braucht es in interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kommunikation von Ärzten, Pflegenden, verschiedenen Therapeuten und Seelsorgern.
3. Entwicklungen und Komplikationen voraussehen
Das Pflegeteam entwirft einen Betretreuungsplan, der mögliche Entwicklungen und Komplikationen der Krankheit voraussieht, Entscheidungen so weit als möglich vorwegnimmt und nötige Massnahmen plant. Wenn jemand zuhause gepflegt wird, muss für den Notfall von beispielsweise Atemnot das Nötige bereit stehen und die Pflegenden müssen instruiert sein. Es müssen auch Telefonnummern bereit liegen, wo jederzeit beratende oder tatkräftige Hilfe angefordert werden kann. Dies beruhigt bereits in sich und führt somit zu weniger Komplikationen. Auch können unnötige und belastende und kostenintensive Spitaleinweisungen vermieden werden.
4. Gespräche und Unterstützung für die Angehörigen
Jemand zu verlieren ist ein psychisch äusserst belastendes Ereignis. Die Angehörigen brauchen Gespräche und Unterstützung, um besser mit dem drohenden Verlust und ihrer Trauer umgehen zu können. Bezugspersonen werden auf Wunsch in die Betreuung miteinbezogen, aber auch genügend entlastet, damit sie nicht ausbrennen. Bei Bedarf kann auch ein Freiwilligendienst organisiert werden.
Nachdenken
Allein die Zahl der betagten Menschen wird immer höher ansteigen und die Zahl der Sterbefälle wird weiterhin zunehmen. Um das bewältigen zu können, muss in den nächsten Jahren ein gut funktionierendes Netz an Palliative care aufgebaut werden. Sei es im stationären (Akut- und Langzeitpflege) oder ambulanten Bereich!
Wer gerne eine externe Beratung sucht, findet weiterführende Links zu entsprechenden Lebensberater und Lebensberaterinnen im Berater-Verzeichnis.
Sterben will keiner, aber jeder muss – das ist eine nicht zu verdrängende Tatsache. Was nach dem Tod kommt, darüber ist man sich nicht einig.