Stress trifft jeden von uns. Über Stress, was er mit uns macht und was wir mit ihm machen können.

Mit Anfang 50 wird die Arbeitsstelle verloren. Nach einer Schwangerschaft entwickelt sich eine postnatale Depression. Eine jahrelange Beziehung endet im Streit. Durch solche Schicksalsschläge kann das Selbstwertgefühl nachhaltig Schaden nehmen. Manche verlieren es ganz. Wie kann man das Vertrauen in sich selbst wiedererlangen?

Stress am Arbeitsplatz. Stress in Beziehungen.

Wir alle kennen solche Situationen. Da ist dieser hohe Druck, Erwartungen seitens des Arbeitgebers oder in sozialen Beziehungen, die schwer zu erfüllen sind. Mehr leisten trotz weniger Mitarbeitern. Immer mehr ohne Ende in Sicht. Stress abbauen und ihn erfolgreich bewältigen ist zu einer Lebensaufgabe geworden.

Was sind Stresssymptome?

Bekannte Stresssymptome sind erhöhter Blutdruck, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen (Migräne), Herzbeschwerden, gereizte Haut, Muskelverspannungen, Reizbarkeit. Menschen reagieren unterschiedlich auf Stress und Überforderung kann ganz sanft und leise entstehen und schon sind wir mitten drin, ohne es anfangs gross zu merken. Kommt dazu, dass wir uns gerne selbst sabotieren.

«Ist ja nicht so schlimm.»

«Das geht vorüber.»

«Nutze den Tag voll aus.»

Das sind Gedanken, die uns ermöglichen, das genaue Hinsehen aufzuschieben.

Christliche Lebensberatung, Seelsorge, Coaching - Stress erfolgreich bewältigen

Es gibt auch äussere Anzeichen für Stress. Der randvolle Terminkalender, Feedbacks von Freunden, von Mitarbeitern. Steigender Kaffeekonsum. Gewichtszunahme aufgrund von vermehrtem Genuss von Süssigkeiten oder Alkohol, weil man sich in Stresszeiten gerne etwas mehr gönnt. Verändertes soziales Verhalten wie Rückzug und vermehrte Konzentration auf «dringende» Geschäfte. Stress hat viele Gesichter und Auswirkungen.

Inneren Stress entlarven

«Wenn wir das nicht hinkriegen, geschieht ein Unglück.»

Wirklich? Bedenken Sie, dass wir Menschen gerne negativ denken. Laut dem langjährigen Coach und Buchautor Urs R. Bärtschi führen wir pro Tag zirka 4‘000 Selbstgespräche. Über 70 % davon seien negativ geprägt. Das seien stille Killer, die ständig in unseren Gedanken kreisen.

Nachdenken

Anders gesagt: Nur gerade 2,5 Stunden pro Tag denken wir positiv.

In uns herrscht also ein grosses Potenzial, um Stress aufzudecken und zu entlarven. Ein Schritt näher in Richtung Gelassenheit kann schon sehr viel bewirken. Wie geht das?

Stressmanagement:

Jede Leiter hat auf den Benutzer ausgerichtete Zwischenstufen. Ohne diese wäre die Leiter nutzlos und das Ziel wird nicht erreicht.

«Andere können es besser. Haben mehr erreicht und wirken souveräner.»

Wie auch immer – der (negative!) Vergleich mit anderen lähmt. Es gibt Menschen, die suchen im negativen Vergleich Bestätigung, dass sie selbst etwas nicht können (= Schemata, Lebensfallen). Damit ist niemandem gedient. Der positive Vergleich treibt jedoch voran. Vorbilder dürfen und sollen sein. Doch unseren Weg und unsere Ziele mit denen eines hochqualifizierten Fachmanns zu vergleichen, ist kontraproduktiv. Jeder Mensch geht seinen eigenen Weg. Er darf sich orientieren, muss es aber auf seine eigene Weise machen und darf sich durchaus genügend Zeit zur Zielerreichung eingestehen.

Nachdenken

Realistische Vergleiche und Schritte – und sind sie noch so klein – lassen uns den Weg positiv erleben.

Welches sind die nächsten realistischen Schritte? Kleine Schritte und Ziele motivieren und in der Summe ergeben sie letztendlich etwas Grosses!

Worst case: Den schlimmst möglichen Fall beim Namen nennen

Gedanken sind unbegrenzt. Sie können sich verselbstständigen, wenn wir beispielsweise Angst haben oder wenn wir zu hohe Erwartungen an uns selbst stellen. Aus einer Mücke kann ein Elefant entstehen oder noch viel mehr. Der sogenannte schlimmste Fall hat grosse Ohren, einen langen Rüssel und ist extrem standhaft in unseren Gedanken. Wir begrenzen unsere eigenen Möglichkeiten, stufen uns auf verlorenem Posten ein und werden passiv. Hindernisse werden so gross, wie wir ihnen Raum geben.

«Wenn Ihr mich operiert, tut dies nicht mit der Einstellung, als sei ich schon gestorben!»

hatte ein schwer verletzter Mann zu einer Krankenschwester gesagt, als sie ihn vor der OP nach einem Wunsch fragte. Er hatte unbemerkt mitgehört, wie die Ärzte ihm von vornherein keine Chance mehr gaben. Der Mann überlebte. (Aus «Hühnersuppe für die Seele»). Jeder Worst case beinhaltet Chancen!

Schwächen dürfen sein

Es geht nicht darum, Schwächen abzubauen. Das kostet zu viel Kraft und Misserfolge sind vorprogrammiert. Es geht darum, innere Signale frühzeitig wahrzunehmen und sie richtig einzustufen. Manchmal darf der ganz normale Alltag genügen. Oder statt 120 Prozent Leistung «nur» 100 Prozent. Manchmal dürfen wir eigene Wege gehen und eine Familientradition verändern. Gefangen sein in eigenen und fremden Erwartungen ist wie Leben, das nicht gelebt wird. Authentizität fördert die eigene Entwicklung und gibt Kraft und wertvollen Lebenssinn. Es muss nicht alles beim ersten Mal gelingen. Ein Weg mit vielen Chancen ermöglicht uns das Erlernen von zahlreichen Kompetenzen. Ein finnisches Sprichwort lautet:

«Gott hat die Zeit erfunden. Von Eile hat er nichts gesagt.»

Denk- und Sichtweisen aufdecken – ob mit Hilfe eines Coaches oder in Selbstreflexion – sind wertvolle Massnahmen, um Stress zu entlarven.

Quellen:

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Christliche Lebensberatung, Seelsorge, Coaching - Umgang mit Stress


Jeder Mensch kommuniziert.

Braucht Kommunikation. Austausch fördert uns, lässt in uns neue Ideen entstehen und bewirkt Bestätigung oder Kritik. Dieser Austausch hat insbesondere durch die sozialen Medien stark zugenommen. Rund um die Uhr mit Infos eingedeckt zu werden, hat Folgen. Jede Info verlangt nach dem Entscheid, ob sie gelesen werden soll oder nicht und ob wir uns von ihr bewegen bzw. berühren lassen. Und das den ganzen Tag lang.

Dauerregen in der Infowelt. Dauerregen belebt nicht nur, er durchdringt auch unseren Schutzwall. Dringt bis ins tiefste Innere. Aus Agieren wird nur noch Reagieren.

Nachdenken

Statt Leben Gestalten entsteht das latente Gefühl, gelebt zu werden.

Sind die Kleider vollgesogen, nimmt die Beweglichkeit ab. Es geht dann nur noch um möglichst schnelle Lösungen, damit etwas rasch vom Tisch ist.

Fremdspannung oder eigene Spannung

«Harry, ich weiss, sie war es» so hatte Oberinspektor Derrick in der gleichnamigen Krimiserie jeweils seinen Kollegen informiert. Seine Spürnase war äusserst zuverlässig. Doch wie sollte er es beweisen? Natürlich auf seine eigene Art, mit der er auch dann und wann Menschen vor den Kopf stiess.

Wann haben Sie den letzten Krimi gelesen oder im Fernsehen gesehen? Wer war der Mörder? Besonders bei Büchern ist entscheidend, wie ein Krimi geschrieben wird. In der «Ich»-Form ist man als Leser viel näher beim Geschehen. Bei der erzählenden Form ist mehr Distanz vorhanden. Man kann den Leser dafür als Mitwisser mit in die Geschichte hineinnehmen. «Hätte Kommissar X gewusst, dass er mit dem Mörder sprach, er hätte Schlimmes verhindern können …» Informationen als Leser erhalten, die der Protagonist im Buch nicht weiss. So sieht man manches Unheil nahen und der Autor kann Spannung bewusst aufbauen.

Spannungen im beruflichen Umfeld

Berufsalltag hautnah: Leistungsdruck. Mobbing. Zeitdruck. Endlose To Do Listen. Zahlreiche Meetings und Weiterbildungen. Zu hohe Anforderungsprofile oder zu hohe eigene Anforderungen.

Nachdenken

Stress gehört zum Leben. Nur ist die Erträglichkeitsgrenze für jeden Menschen nicht gleich hoch.

Jeder denkt und fühlt anders. Das berufliche Umfeld wirft uns in zahlreiche Spannungsfelder, die sich ohne konkretes Gesicht gegenseitig noch potenzieren können. Was unfassbar ist, muss visualisiert werden.

Visualisieren = sichtbar machen. Reflektion fördern.

Etwas aufdecken. Damit treten wir in die Fussstapfen von Oberinspektor Derrick.

Nachdenken

Mit Aufdecken meine ich, sich die Zeit nehmen, um Handlungen, Ursachen, Stressmomente etc. zu skizzieren.

Es geht nicht um eine schöne Zeichnung, sondern um eine nachvollziehbare. Denken Sie an die Skizzen der Schweizer Mobiliarversicherung. Einfach und doch aussagekräftig. Es geht um das Erkennen von Abläufen in mir und auch extern. Um das schrittweise Heranarbeiten an mögliche Abläufe und Ursachen. Mit dieser Massnahme wird die eigene Reflektion gefördert und, so komisch es klingt, es werden Spannungen abgebaut. Sie bekommen ein neues Gesicht.

Spannungen erkennen, sie zulassen, sich auf sie einlassen – das fördert die eigene Persönlichkeitsentwicklung. An Herausforderungen wachsen wir. Und an unseren Mitmenschen.

 

Burnout nützt niemandem

Herausforderungen im beruflichen Alltag sind gut, den Menschen brauchen eine gewisse Herausforderung – so lang wie diese zumindest realistisch und umsetzbar sind. Wird mehr verlangt, sind die Ziele unrealistisch und reicht die Kraft nicht mehr aus, wird Raubbau am Körper betrieben. Das ist dann der Fall, wenn eine Druckphase über längere Zeiträume erfolgt.

Betriebliche Fehlzeiten verursacht durch Burnouts

Eine Studie des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) beziffert die durch Stress verursachten Kosten in der Schweiz auf 4,2 Milliarden Franken pro Jahr. Wie häufig Burnout vorkommt, wurde in der Schweiz bisher nicht untersucht. Unter Führungsverantwortlichen soll die emotionale Erschöpfungsrate bis zu 30 Prozent betragen. Und dieses Phänomen nimmt noch zu: Eine Studie von PricewaterhouseCoopers kommt zum Schluss, dass im Jahr 2016 mehr als die Hälfte der betrieblichen Fehlzeiten durch Burnout verursacht sein werden.

Immer mehr

Die Ziele von Unternehmen sind zum einen qualitativ und zum anderen auch quantitativ. Wachstum ist im Grundsatz gut, die Firma soll auf einer gesunden Basis stehen. Diese gesunde Basis nützt allen, der Firma, dem Arbeitnehmer und der Gesellschaft. Die zunehmenden Anforderungen in der Wirtschaft und als Folge daraus auch in der Gesellschaft (Schule, soziales Umfeld etc.), fördern hohe Ziele,  mehr Leistungsbereitschaft und mehr Gewinnorientierung. Die Masse steht vor der Klasse.

Nachdenken

Mut zur Realität, Mut zu Grenzen

Ein Burnout ist die Folge von einem Raubbau am Körper, der mehr als er kann, gegeben hat. Raubbau hat immer negative Folgen – und die nützen definitiv niemanden. Fehlzeiten, die durch Burnouts ausgelöst werden, müssen mittel- und langfristig durch andere Mitarbeiter zusätzlich zum normalen Pensum getragen werden. Ein „Teufelskreis“, der die Gefahr steigert, dass weitere Mitarbeiter ausfallen. Der Traum vom hohen Gewinn verdrängt die Realität bei den Zielsetzungen. Lebenssinn Gefragt ist Mut zu Grenzen, Mut zur Ehrlichkeit und Mut zum langfristigen Denken, denn kein Mitarbeiter ist so schnell ersetzbar.

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