Bedeuten weniger Gottesdienstbesucher weniger konkret gelebtes Christsein? Oder stellt sich die Frage, ob sich Kirche neuen Bedürfnissen anpassen muss?
Spirituelle Ebene und die Beziehung zu Gott
Wohl kaum ein Mensch kommt durchs Leben, ohne dass er Momente erlebt, die schwierig zu bewältigen sind. Zeiten, die Kraft und Lebensfreude rauben und aus denen es keinen Ausweg zu geben scheint. Oder es tauchen Lebensfragen auf, die beantwortet sein wollen. Manch einer kommt in solchen Phasen selbst zurecht, andere suchen sich bewusst Hilfe. Oft hilft schon ein Gespräch mit einer Freundin, einem Freund. Bei schwerwiegenderen Themen sind Freunde jedoch oft überfordert und es fehlt ihnen die nötige Distanz. Dann ist es angebracht, professionelle Hilfe zu suchen.
Je früher Hilfe in Anspruch genommen wird, desto besser
Fachleute können die belastende Situation distanzierter und objektiver angehen. In schweren Lebensphasen oder Krisen eine vertrauenswürdige Person zu suchen, braucht oft Überwindung – für Männer meistens noch mehr als für Frauen. Manche glauben, Hilfe zu benötigen bedeutet: Ich bin schwach. Dabei zeigt gerade dies Stärke und Mut, wenn jemand erkennt, dass er alleine mit der Situation nicht mehr klar kommt und dass Hilfe nötig ist. Viele warten zu lange, bis sie Hilfe aufsuchen. Manchmal wäre es wesentlich einfacher so früh als möglich Hilfe in Anspruch zu nehmen, bevor Probleme sich zu sehr verdichten.
Menschen, die an Gott glauben, wünschen sich in der Regel einen Berater, eine Beraterin mit derselben Glaubenseinstellung. Die persönlichen Themen und Fragen können dann gemeinsam auch aus der Sicht des Glaubens besprochen werden und auch das Gebet hat Platz in der christlichen Seelsorge.
Was ist christliche Seelsorge?
In der christlichen Seelsorge – wie auch in den meisten anderen Therapieformen – sieht der Berater den Ratsuchenden in seiner Ganzheitlichkeit. Dazu kommt die spirituelle Ebene, die Beziehung zu Gott. Christliche Fachleute suchen nach Verbindungslinien zwischen persönlichem Glauben und fachlichem Arbeiten, was auch Bestandteile aus der Psychologie beinhalten kann.
Altlasten aufarbeiten
Professionell ausgebildete Seelsorger gehen über den Aspekt des reinen Begleitens hinaus, indem der Ratsuchende angeregt wird, auch Altlasten gründlich anzuschauen und aufzuarbeiten. Es geht dabei auch um Verletzungen und Schuld, die der Ratsuchende erlebt oder andern zugefügt hat. Dabei sollen Verhaltensweisen bewusst gemacht werden und er soll Anstösse zur Korrekturhilfe bekommen. Ratsuchende sollen ermutigt werden, selber aktiv zu werden und aufgrund der Einsichten den eigenen Prozess bewusst steuern.
Verschiedene Wege der Begleitung
Manche Klienten benötigen für eine gewisse Zeit eine medikamentöse Unterstützung, die durch einen Hausarzt oder Psychiater verschrieben wird. Parallel dazu können Gespräche bei einem Seelsorger oder Therapeuten den Heilungsprozess unterstützen. In solch einem Fall ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Arzt und Seelsorger wichtig. Der Klient muss für diesen Kontakt jedoch sein ausdrückliches Einverständnis geben. Ohne dessen Einwilligung ist jeder Arzt und Seelsorger an die Schweigepflicht gebunden.
Wo und wie finde ich den passenden christlichen Seelsorger/-in?
Aber wie findet man den richtigen Berater, die richtige Beraterin? Sich im Freundes- und Bekanntenkreis nach Empfehlungen umhören ist der nächst liegende Gedanke. Vielleicht findet man auch eine Ansprechperson in der örtlichen Kirchgemeinde. Es gibt immer wieder Menschen, die Hilfe ehrenamtlich und unentgeltlich anbieten. Ratsuchende wünschen aber vermehrt eine Begleitung, die nicht zum bekannten Umkreis gehört, in dem man sich sonst bewegt (siehe Adressangebote in nachstehenden Links).
Die Beratung von Seelsorgern und psychologischen Beratern wird in der Regel nicht von der Krankenkasse übernommen. Ratsuchende müssen die Kosten selber tragen. Bei knappem Budget lässt sich manchmal ein reduzierter Preis aushandeln. Es empfiehlt sich, dies im Vorfeld abzuklären. Sitzungen bei Psychotherapeuten und Psychiatern werden in der Regel von der Krankenkasse bezahlt.
Nachdenken
Woran erkennt man einen guten Berater, der zu einem passt?
Für den Erfolg einer Therapie ist eine stabile und vertrauensvolle Beziehung zur beratenden Person entscheidend. Es gibt verschiedene Methoden, zu beraten. Wenn ein Hilfesuchender auf eine spezielle Methode wert legt, wird sich die Auswahl der Berater bereits verringern.
Im Vordergrund von christlicher Seelsorge steht Respekt, Sympathie und Vertrauen
Die Erfahrung zeigt, dass das Vertrauen in den Seelsorger/die Seelsorgerin wichtiger ist, als die angewandte therapeutische Methode. Das Zusammentreffen von Ratsuchendem und Therapeuten ist eine Art von Beziehung und wenn das Miteinander nicht klappt, wird man kaum einen Erfolg verbuchen können. Um dies zu klären, findet ein Erstgespräch statt, indem sich beide Parteien kennenlernen können. Springt der „Funke“ nicht, ist es ratsam, die Suche fortzusetzen. Denn man wird sich kaum öffnen, wenn Vertrauen und Sympathie fehlen.
Auf keinen Fall darf die Beratung in eine Abhängigkeit führen (siehe rechte Spalte, Links zu Ethikgrundlagen von Seelsorgern). Zeichen einer gut laufenden Beratung oder Therapie ist, dass der Hilfesuchende nach einigen Gesprächen eine gewisse Erleichterung spüren sollte. Die Dauer einer Therapie ist sehr unterschiedlich. Manchmal braucht es wenige Gespräche, bei schwierigen Themen können schon 10 – 20 Sitzungen nötig sein. Dies muss jeweils individuell angeschaut und auch mit dem Ratsuchenden besprochen werden.
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Den christlichen Glauben zu entdecken, ist das eine. Ihn konkret zu leben, das andere. Woran können wir uns orientieren? Wie können wir unser Leben nach christlichen Werten gestalten? Was sind die Spannungsfelder?
Über die Person Jesus Christus wird viel spekuliert
Wir wissen so wenig über ihn. Und doch hat er unsere Kultur nachhaltig geprägt. Seit er geboren wurde, bis auf den heutigen Tag. Ob es ihn wirklich gab? Es gibt offenbar Zeugen aus der Antike, die von ihm geschrieben haben. Nur, vieles ist Glaubenssache. Trotzdem möchte ich der Person Jesus hier nachgehen.
Ich möchte dies mit zwei Thesen tun:
- Jesus Christus war «nur» Mensch
- Er ist der Sohn von Gott
Jesus Christus war «nur» Mensch
Baby, Kind, Teenie, junger Erwachsener. Unterwegs in einer Welt voller Religionen. In einem Umfeld, das stark nach Gott sucht. Verschiedene Glaubensrichtungen, verschiedene Regeln, wie Glauben umgesetzt werden sollte. Jüdische Kultur pur. In diese Welt hinein sagt Jesus von sich, dass er Gottes Sohn sei. Dass er der Weg, die Wahrheit und das Leben sei. Niemand komme zum Vater (Gott) als nur durch ihn (Jesus). Mit diesen Aussagen provoziert er nicht nur, er stellt vieles, was bisher gepredigt wurde, vollends auf den Kopf. Nicht legitimiert. Als Rabbi. Nein, als Sohn eines einfachen Zimmermanns.
Warum könnte ein normaler Mensch das tun? Dass jemand provoziert, ist an und für sich nichts Neues. Allerdings werden sein Engagement und seine Predigten von Christus selbst vorgelebt. So überzeugend, dass er auch 2000 Jahre nach seinem Ableben noch im Gespräch ist. Leben und Predigt fern von jeder Nachvollziehbarkeit, fern von jeder Logik. Das eigene Leben in Gefahr. Konsequent bis in den Tod. Diese Sichtweise kann nicht nachvollzogen werden. Zuviel Gefahren. Zuviel Unlogik in der ganzen Geschichte.

Jesus Christus – Sohn von Gott?
Nachdenken
Er war Gottes Sohn
Die nächste These: Er war Gottes Sohn. Diese lässt sich nur aufstellen, wenn wir davon ausgehen, dass es Gott wirklich gibt. Betrachten wir das Leben von Christus, so lebte und sprach er über einen konkreten Auftrag mit einem konkreten Ziel. Wer Ziele hat, lebt direkter. Das ist bekannt. Nur dass wir uns dafür kreuzigen lassen, ist eher selten der Fall. Leben, um von Gott zu sprechen. Von etwas Unsichtbarem. Etwas, was zwar bekannt war in diesem religiösen Umfeld. Doch die Message von Christus beschrieb ein anderes Bild von Gott. Widerspruch gegen die kirchliche Elite. Macht man das aus Plausch? Wohl kaum. Wohl eher aus einem inneren Auftrag heraus. Aus Überzeugung. Mit dem Wissen, was Sache ist.
Das scheint auch zur damaligen Zeit eine wichtige Frage gewesen zu sein. Nikodemus, der der religiösen Elite angehörte, kam bei Nacht zu Christus und sprach zu ihm: «Meister, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.» Ein Eingeständnis. In der Nacht. Wenn es nicht auffällt. «Wir wissen, dass …» Gamaliel, der Hohepriester zur damaligen Zeit, fasste es in Apostelgeschichte 5 in Vers 38 und zusammen: «Ist dies Vorhaben Werk von Menschen, so wird’s untergehen; ist es aber von Gott, so könnt ihr es nicht vernichten». Hier ging es nicht um Christus, sondern um Jünger von ihm. Trotzdem: Ist es von Gott, bleibt es bestehen, ist es nicht von Gott, wird es vergehen. Eine Aussage, die vor 2‘000 Jahren gemacht wurde …
Autor: Andreas Räber, Coaching-Persoenlichkeitsentwicklung.ch
Was ist Toleranz?
Toleranz meint Bescheidenheit, Rücksicht und Geduld,
erklärt Peter Henning in der Sendung «Zoom: Wie tolerant ist der christliche Glaube» auf Radio Life Channel (siehe Hinweis rechts). Henning ist langjähriger Lehrer am Theologisch Diakonischen Seminar Aarau in den Fächern Dogmatik und Kirchengeschichte.
Bescheidenheit ist ein Teil der Toleranz…
… denn jede Erkenntnis wirft neue Fragen auf. Bereits die Autoren des Neuen Testamentes erkannten dies, indem sie schrieben: «All unser Wissen und Erkennen ist Stückwerk. Das löst Bescheidenheit aus.»
Rücksicht verbunden mit Respekt
Wiederum hat jeder in seinem Wissen, der Erfahrung und Erkenntnis einen anderen Stand. Gegenseitige Rücksicht ist gefordert, wenn jemand die Erkenntnis des andern nicht nachvollziehen kann, aufgrund seiner Erfahrung oder seinem ganz anderen Weltbild.
Die Ansicht und Meinung eines andern soll man mit Respekt tolerieren.
Toleranz fordert Geduld
Toleranz erfordert Geduld: Ein Lehrer braucht Geduld bis ein Schüler versteht, was er ihm erklärt. Vom griechischen übersetzt versteht man unter Toleranz «drunter sein und es aushalten». Tolerare (lateinisch) meint wörtlich «ertragen». Ertragen setzt Geduld voraus: Ich ertrage eine unerwünschte Situation oder einen schwierigen Menschen. Eine grosse Herausforderung ist, wenn man Ungerechtes ertragen muss (wie zum Beispiel. Justizirrtümer), erklärt Peter Henning.
Für ihn hat Toleranz aber auch klar eine Grenze: Nämlich dort, wo Ungerechtigkeit eine Unmenschlichkeit produziert – gegen diese muss man sich wehren. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer sagte einmal: «Es gibt einen Punkt, wo ich dem Wahnsinnigen in die Speichen greifen muss, um nach Möglichkeit Unheil zu vermeiden.» Nämlich dann, wenn die Würde des Menschen, die Menschlichkeit, auf der Strecke bleibt.
Toleranz fordert differenziertes Denken
Toleranz entsteht durch differenziertes Denken. Zum Beispiel durch einen Dialog, bei dem jeder von seinen Erlebnissen und Erfahrungen erzählt. Das heisst: Ich informiere mich, reflektiere und erhalte dadurch einen differenzierten Überblick.
Wahrheit und Toleranz
Vieles was wir empfinden ist relativ, denn jeder hat eine andere Sichtweise und empfindet anders. In der Wahrnehmung ist alles relativ und hat viel Subjektives. Einer findet die Schweiz sei das schönste Land der Welt. Ein anderer sagt, die Schweiz sei zwar schön, aber es gebe schönere Länder. Hier sieht man, wie relativ der Begriff Wahrheit oder Wirklichkeit ist. Michel Foucault (französischer Philosoph) sagte, «Jeder konstruiert seine eigene Wirklichkeit. Was tatsächlich Wirklich sei, können wir gar nicht wissen». Hat denn jeder seine eigene Wahrheit? Dann könnten wir das Wort Wahrheit ja aufgeben. Peter Henning meint, in unserem irdischen Leben gebe es keine absolute philosophische Wahrheitsformel.
Wahrheit als Beziehungs- und Gemeinschaftsbegriff
Auch Pontius Pilatus suchte nach der Wahrheit und fragte Jesus direkt, was denn Wahrheit sei. Jesus geht auf die Frage nicht wirklich ein. Man liest aber in der Bibel über Jesus, dass er von sich sagt: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben niemand kommt zum Vater (Gott) ausser durch mich».
Jesus will mit seiner Aussage deutlich machen, dass Wahrheit ein Beziehungsbegriff ist. Wahrheit ist ein Geschehen, keine Behauptung und keine These. Wahrheit hat etwas zu tun mit Relation (Beziehung). Und zwar geht es hier um eine Urbeziehung und nicht um Relativismus 1). Wahrheit und echtes Leben ereignen sich auf einem Weg, der von Jesus Christus begleitet wird. Gott definiert sich als einen Weg.
Das ist eine Dynamik. Jesus sagt: niemand kommt zum Vater ausser durch mich – damit meint er, wenn wir Menschen den Ursprung unseres Seins und Sinn erfahren wollen, erkennen wir das nur, wenn wir mit Jesus Gemeinschaft haben.
Der göttlichen Wahrheit sehr nah
Jesu Aussage, dass er der Weg, die Wahrheit und das Leben sei, sollte man unbedingt verbinden mit dem Gebot «Liebe zu Gott, zu sich selbst und zum Nächsten», so Peter Henning. So kommen wir der göttlichen Wahrheit ganz nah. Wahrheit geschieht in Liebe. Jesus habe uns diese göttliche Liebe vorgelebt. Wenn wir sein Leben betrachten, was er für uns Menschen getan hat, können wir erkennen, was lebendige Wahrheit ist – nämlich: Sich in der Liebe für Gott, für die Schöpfung und für den Mitmenschen zu entfalten. Wahrheit ist, dass ich mich im Sinne Gottes für Gerechtigkeit, Liebe, Menschlichkeit einsetze und wahrer Mensch werde.
Wahrheit verbunden mit Liebe
Die Christen der ersten 200-300 Jahre waren absolut überzeugt: Jesus war die Mensch gewordene Wahrheit Gottes. Sie wandten keine Gewalt an, um diese Wahrheit durchzusetzen. Sie waren tolerant und lebten nach ihrer Überzeugung, verbunden mit einer universalen Liebe. Wenn sie von ihrer Überzeugung redeten, dann im Sinn von «Einladung» und nicht von «Zwang, Druck oder Gewalt».
Intoleranz und Toleranz in der Kirchengeschichte
In der Kirchengeschichte war einerseits sehr viel Intoleranz zu beobachten: Ab dem konstantinischen Zeitalter wurden Christen so intolerant, wie früher das römisch staatlich verordnete Heidentum. Karl der Grosse wollte in Mittel- und Nordeuropa heidnische germanische Völker durch Zwangstaufen «Zwangs Christianisieren».
Auf der anderen Seite war das Christentum Richtung Neuzeit wortwörtlich der «Mutterboden der Toleranz».
Wie können Christen tolerant auftreten?
Christliche Toleranz respektiert Würde und Freiheit des Menschen. Und seine Ansichten, Ideologie und Weltanschauung. Aber Toleranz heisst nicht, dass man schweigen muss. Man soll zu seiner Überzeugung stehen und sich als Christ auch denen zumuten, die nicht Christ sein wollen: eine Kombination von Wahrheit und Liebe. Und unter einer toleranten christlichen Gemeinde versteht Peter Henning ein Ort, wo sich alle herzlich willkommen fühlen.
1) Der Relativismus, gelegentlich auch Relationismus (entsprechend von lateinisch relatio, «Verhältnis», «Beziehung»), ist eine philosophische Denkrichtung, welche die Wahrheit von Aussagen, Forderungen und Prinzipien als stets von etwas anderem bedingt ansieht und absolute Wahrheiten verneint. Dass also jede Aussage auf Bedingungen aufbaut, deren Wahrheit jedoch wiederum auf Bedingungen fusst und so fort. (Wikipedia)
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