Kommunikation in der Partnerschaft
Die Gefühlswelt der Männer. «Männer weinen heimlich» so lautet eine Textzeile des sehr bekannten Songs «Männer» vom deutschen Popstar Herbert Grönemeyer. Menschen dürfen und sollen weinen. Tränen sind ein ernst zu nehmendes Signal des Körpers, ein «Ventil vom Gmüet», wie der Berner Liedermacher Peter Reber im Lied «Buebe tüe nid briegge» erklärt. Unterdrücken der Gefühle ist fehl am Platz. Bei Männern wie bei Frauen. Unterdrücken hat etwas mit Rückzug zu tun und das ist keine gute Voraussetzung für ein Paar. Das Thema Beziehungen hier im Fokus mit weiterführenden Tipps zu Radio- und TV-Sendungen.
Die Themen im Überblick:
Gemeinsam oder einsam? Beziehung leben, will gelernt sein.
Beziehung leben will gelernt sein
Ist «Gefühle zeigen» gleich gestellt mit «Schwäche zeigen»?
Warum weinen Männer heimlich? Hat es damit zu tun, dass weinen mit Schwäche zeigen gleich gestellt wird und das sogenannt starke Geschlecht nach wie vor unter dem «John Wayne Mythos» leidet? «Ich muss stark sein, muss alles im Griff haben»?
In einer Partnerschaft werden Gefühle früher oder später offenbar. Menschliche Grenzen zulassen schaffen und fördern eine vertiefte Beziehung. Je näher man sich kommt, je besser man sich kennt, desto grösser ist die Gefahr sich gegenseitig zu verletzen. Doch Beziehung ohne (unbewusste!) Verletzungen geht nicht.
In einer lebendigen Beziehung entsteht eine Offenheit, die Kritik zulassen und stehen lassen kann.
Männer fühlen sich in der Kommunikation in einer Partnerschaft oft unterlegen und ziehen sich als Folge in sich zurück. Ihr Rezept: Rückzug und schweigen. Nur, besser wird eine Situation durch gegenseitiges Schweigen nicht. Konflikte sollten fair ausdiskutiert werden.
Die wichtigste Erkenntnis für Paare ist, dass Beziehungen ein Weg sind, der sich lohnt zu gehen und viel Geduld mit sich und dem Gegenüber braucht.
Vorstellungen kennen keine Grenzen
Beziehung leben kann ganz schön herausfordernd sein.
Die meisten Konflikte – und das ist eine gute, wie zugleich schwierige Nachricht – hängen mit uns selbst zusammen. Mit konkreten Erwartungen, die wir vielleicht gar nie geäussert haben.
Unsere Vorstellungen kennen nun mal keine Grenzen. Den in Gedanken ist alles möglich. Wir überlegen uns gar nicht, ob wir andere damit nicht überfordern. Wir wissen oder spüren einfach, dass etwas nicht stimmt.
Da sind diese inneren Stimmen aus unserer Kindheit, die unser Leben noch heute prägen. «Tu dies, tu das. Das macht man nicht!» So wurden wir geprägt und heute prägen wir andere. Das muss nicht sein!
Wir sind erwachsen geworden. Leben in einer anderen Zeit mit anderen Erkenntnissen. Das bedeutet nicht das bisherige Wissen und gemachte Erfahrungen über Bord zur werfen, sondern sie mit einer guten Art und Weise zu hinterfragen. Eben ins Heute kommen.
Eine reife Beziehung braucht viel Geduld und Verständnis.
Zeit, Verständnis, Mut, Handlung
Sich selbst laufend reflektieren ist in einer Beziehung enorm wichtig.
Habe ich etwas wirklich so gesagt, dass es für andere verständlich genug war?
Ist meine Ansicht heute überhaupt noch aktuell?
Will ich meinen Partner so gestalten, dass er in mein perfektes Bild passt? Persönlichkeitstransplantation geht nie auf!
Welche Gefühle aus der Kindheit hat mein Partner, meine Partnerin mit Worten oder einer Handlung ausgelöst?
Wann haben wir den Punkt überschritten, wo aus dem Austausch ein Konflikt wurde?
Wollten wir beide einfach nur Recht haben? Wo Gleichwertigkeit und Respekt fehlen, verlieren beide.
Wir brauchen Mut bei uns selbst hinzusehen und zuerst an uns zu arbeiten. Andere verändern geht nicht. Es wäre auch nicht fair und wahrscheinlich der falsche Ansatz.
Wir müssen bei uns ansetzen. Einen anderen Umgang, anderer Erwartungen, verständlilches Kommunizieren etc.
Es sind oft die kleinen, aber machbaren Schritte, die uns spüren und erahnen lassen, was alles möglich ist.
Dann braucht es ein bewusstes Dranbleiben. Es braucht einen Entscheid bewusst gegenteilig zu Denken und Handeln. Altes Vergangenes überschreiben setzt neue Kräfte frei.
Beziehung will gelernt sein und ist harte Arbeite, die sich aber lohnt.
© Christliche-Lebensberatung.ch, 14.6.2010 – überarbeitet am 28.3.2024, Autor: Andreas Räber, GPI®- und Enneagramm-Coach