(Berufliche) Neuorientierung: Der Weg ins (Un)Gewisse?
(Berufliche) Neuorientierung gehört zum Alltag und verlangt Ausdauer und grosse Flexibilität. Denn Sicherheit ist unsicherer geworden. Das gilt im Privatleben, wie auch in vielen Berufsrichtungen, die vor allem dank der Digitalisierung ein neues Gesicht erhalten.
Die Themen in diesem Artikel:
Berufliche Neuorientierung: Der Weg ins Ungewisse?
Unvorteilhafte Verträge oder finanzielle Einbussen
Die NZZ berichtet in ihrem Artikel «Banker auf der Strasse» (© NZZ, 1. 7. 2012) davon, wie die Banken schleichend Mitarbeiter entlassen. «Scheibchenweise», aber in der Summe sei das eben happig, wird Oliver Traxel, Leiter Banking bei Wilhelm Kaderselektion im Artikel zitiert. Arbeitslose Banker könnten keine Forderungen stellen. Weniger Lohn oder in eine andere Branche wechseln, wären mögliche Wege. Andere Banker würden für sie unvorteilhafte Verträge unterschreiben. Wer nicht innerhalb von 6 Monaten 60 Mio. Franken Kundengelder bringe, erhalte keine Festanstellung.
Berufliche Neuorientierung als möglicher Weg
Nebst Knebelvertrag und Einbussen bietet sich der Weg einer beruflichen Neuorientierung an. Auf zu neuen Ufern, damit verbinden sich gewisse Unsicherheiten:
- Einkommenseinbussen
- Anstellung ungewiss, da bei einem Branchenwechsel keine fachliche Kompetenz vorgewiesen werden kann.
- Wohnortwechsel (Angehörige – Kinder, Wechsel der Schule)
- Imageverlust
- etc.
Wer sich beruflich neu orientiert, muss sich auf Veränderungen im finanziellen Bereich einstellen. Insbesondere wer bisher ein hohes Einkommen hatte, muss mit deutlichen Einbussen rechnen. Die berufliche Erfahrung kann bei einer neuen Branche und Berufsrichtung fachlich nicht nachgewiesen werden. Das heisst, man fängt «gefühlt» bei null an …
Chancen einer beruflichen Neuorientierung
Eine berufliche Neuorientierung bietet einige Chancen:
- Neuer Beruf = neue Herausforderung
- Wahl des Berufes von schwankender auf stabile Branche ist eventuell steuerbar.
- Neue Motivation und Lebensqualität
- Andere Werte im Leben werden wichtiger (z. B. Familie).
Neuorientierung braucht Ziele, Wegweiser, Zeit und Etappenziele.
Einschätzung von Chancen und Gefahren
Wer eine berufliche Neuorientierung in Angriff nimmt, sollte sich bewusst werden, was er oder sie zu gewinnen und zu verlieren hat. Was wäre, wenn die Neuorientierung misslingen würde? Ist ein Worst-Case-Plan vorhanden? Ist der schlimmste aller Fälle einkalkuliert? Eine ehemalige Bankangestellte nennt im bereits zitierten Artikel «Banker auf der Strasse» der NZZ, die Konsequenzen für ihr Privatleben.
«Ich habe mein Konsumverhalten innert kürzester Zeit radikal geändert. Ich habe aufgehört, Dinge einzukaufen, die ich nicht unbedingt benötige».
Mut zur Neuorientierung
Sich neu zu orientieren gehört zum Beruf wie zum Leben überhaupt. «Wer wagt, gewinnt», lautet ein bekanntes Zitat. Das ist sehr schnell gesagt. Denn etwas wagen beinhaltet auch die Gefahr, vieles zu verlieren.
Dennoch kommen wir nicht drum herum, uns und unseren Beruf regelmässig zu hinterfragen und nach Werten zu suchen, die uns motivieren und Lebensinhalt vermitteln.
Ein Leben lang im «falschen» Beruf tätig zu sein, wer möchte das schon? Die psychische Belastung wäre viel zu gross. Suchen und finden gehören zum Menschsein. Statt reich an Geld, reich an Beziehungen und Begegnungen zu sein – Beispiel soziale Berufe – das wäre eine mögliche Motivation für eine berufliche Neuausrichtung.
Auch Bisheriges birgt Risiken in sich
Wer Altes verlässt, kann an einem ganz anderen Ort landen, als geplant. Gefahren und Unsicherheiten gehören zum Leben.
Sogar das Bisherige birgt Risiken in sich. Diese werden oft nicht erkannt, unterschätzt, oder gar verdrängt.
Es ist ja «bisher immer gegangen». Doch Sicherheit ist eben unsicherer geworden. Ganz vermeiden lassen sich Gefahren nie. Nur einschränken – durch Vorausdenken, Überprüfen und Planen.
Ob und wie Krisen vorhersehbar sind, darüber liesse sich viel diskutieren. Fact ist, sie gehen früher oder später sowohl privat als auch im Beruf nicht spurlos an einem vorbei. Vielleicht reicht auch schon eine gewisse Grundeinstellung als Warnsystem. Schneller Reichtum hat seine Gefahren und geht meistens auf Kosten anderer. Ein klassisches Beispiel ist die Ausnutzung von Energiequellen wie Öl oder Erdgas. Das Magazin (Nr. 32 – 11. Bis 17.8.2012) vom Tagesanzeiger stellt im Artikel «Das Modell Shell» (Text: Bill McKibben) die Erdölkonzerne an den Pranger. Reichtum steht dort ganz klar vor Schutz der Natur.
Im ersten Moment mag man reich werden. Im zweiten wird die gegenseitige Abhängigkeit von Mensch und Natur, von Armut, Mittelstand und Reichtum deutlich. Dabei wären eine funktionierende Gemeinschaft und Respekt gegenüber der begrenzten Natur die besten Mittel für langfristige Sicherheit und anhaltenden Wohlstand.
Neuorientierung ist also nicht nur im Beruf wichtig, sie ist eine Frage der Werte und gelebte Denkhaltung.
Das Thema «berufliche Neuorientierung» im Web …
© christliche-lebensberatung.ch, 6.12.2012 – überarbeitet 2.4.2023/ar